Von Windows zu Linux - ein Umsteigertagebuch
Tag 1: Man beschnüffelt sich
Die c't 4/2004 beinhaltet neben einem ausführlichen Liunux-Alltagstest eine Knoppix-CD. Von dieser kann man booten und ein komplettes Linux-System laufen lassen ohne es installieren zu müssen. Hört sich gut an. Wird ausprobiert.
Also rein mit der CD in's Laufwerk und ab geht die Post. Der PC fährt hoch, die bootbare CD wird erkannt und ich muss nur noch RETURN drücken, um Knoppix zu starten.
Die Hardwareerkennung wird gestartet. Als erstes wird nach SCSI-Adaptern gesucht. Und es wird einer gefunden - auf einem System ohne SCSI-Adapter. Danach hängt das System. Gaaanz toll. Erster abzuarbeitender Punkt, erste Niederlage. Quasi Null von Eins.
Ein schneller Blick in die c't ergibt, dass ich den Parameter "noscsi" angeben kann, um die Erkennung von SCSI-Adaptern abzuschalten. Gesagt, getan, funktioniert. Die Hardwareerkennung läuft weiter durch. Bei der Erkennung der USB-Geräte werden Fehler angezeigt. Nun ja, egal, solange wenigstens die USB-Maus funktioniert. Von der steht aber weit und breit nix in der Liste der erkannten Geräte. Dolle Wurst.
Die Erkennung kommt zum Abschluß. Das X11 soll geladen werden. In der c't steht "Sobald der gelbe Bildschirmhintergrund mit dem großen "KNOPPIX" Logo auftaucht, ist es geschafft...". Tja, gelb wird der Bildschirm, aber die Anzeige ist vollkommen zerhackt. Also wieder die c't bemühen. Aha, man kann Auflösung explizit angeben. Also schnell mal beim nächsten Bootvorgang screen=1280x1024 und vsync=60 gesetzt. Der gelbe Bildschirm kommt... und ist zerhackt. Zwar anders, aber zerhackt. Ich kann ein wenig mehr erkennen. So kann ich zum Beispiel erkennen, dass sich der Mauspfeil nicht bewegen lässt.....
Tja, vielleicht geht's ja mit dem 2.6er Kernel. Also als Startoption "knoppix26" angegeben. Hmpf... wieder die SCSI-Geschichte. Muss wohl an meinem Mainboard liegen. Wenigstens kommen keine Fehlermeldungen bei der USB-Erkennung. Und der onboard-Soundchip wurde scheinbar auch erkannt. Am Ende des Bootvorgangs erscheint dann endlich der lang ersehnte gelbe Bildschirm - mit funktionierendem Mauspfeil.
Die Benutzeroberfläche KDE erscheint mir im ersten Moment ziemlich knallbunt und hoffnungslos unsortiert und überfrachtet. Da muss man wohl erst mal Ordnung schaffen. Egal, ist ja schließlich ne fertige Linuxinstallation.
Was machte man nochmal zwischen dem Surfen und dem Zocken ? Ach ja... arbeiten ! Also schnell mal die vorhandene Openoffice ausprobiert. Das Writerprogramm sieht echt nicht schlecht aus. Die Funktionen sind durchdacht und das Schreiben macht Spaß. Eine Rechtschreibprüfung ist bereits vorhanden und funktioniert tadellos. Wenn ich doch nur drucken könnte.
Ah. Drucken. Gute Idee. Mein per USB angeschlossener Brother HL 1240 Laserdrucker wird doch irgendwie zum Laufen zu bringen sein. Also schnell ab zu den Druckerinstellungen. Hmm.. Da ist bereits einer installiert. "Generic Printer". Wenn ich auf dem Ding was ausdrucken will, passiert aber nix. Na ja. Egal. Drucker hinzufügen.... Brother gibt's nicht. Also nehme ich den HP Laserjet 4, weil den so ziemlich jeder Drucker emulieren kann. Wo zum Geier wählt man denn jetzt aus, wo der Drucker angeschlossen ist ? Da steht nur "Geben Sie die Befehlszeile an, mit der der Drucker angesprochen wird.". Was soll das denn jetzt ? Soll ich mir das das aus den Fingern saugen ?
Ich kann ja vielleicht mal im Internet nachschaun.
Ah. Internet. Gute Idee. In der c't steht, dass ich das mit dem Tool "ISDN-Karte einrichten" machen kann. Wunderbar. Also einfach mal das Tool gestartet und die Daten vom T-Online Zugang eingetragen. Zumindest alles, was ich weiss. Der Hinweis "Bitte vervollständigen Sie das Formular" hält sich hartnäckig. Das einzig leere Feld ist das Feld "Nameserver". Mist. Linux holt sich den scheinbar immer noch nicht selbst beim Aufbau der Verbindung. Also gehe ich mal locker mit einem anderen PC in's Internet und hole mir die IP des T-Online Nameservers. Gesagt, getan, Verbindung eingerichtet, abgespeichert und auf den Button für's Verbinden geklickt. Reaktion: Ein Fenster springt auf. Meldung: "Error while executing /etc/init.d/isdn." Super Sache. Meldungen solcher Art bin ich ja eigentlich gewohnt - aber unter Windows.
Nun gut. Dann halt vorerst kein Internet. Sieht das Bild eigentlich nicht irgendwie merkwürdig aus ? Eine Abfrage an meinem TFT ergibt, dass statt der für das Display optimalen 1280x1024 nur 1024x768 laufen. Warum das denn ? Egal, kann man sicherlich umstellen. Nach 10 Minuten gebe ich es auf, eine Einstellmöglichkeit für die Auflösung zu finden.
Ich entschließe mich schließlich, das Experiment "Knoppix-CD" zu beenden. Die Probleme mögen damit zusammenhängen, dass Knoppix nun mal nicht wirklich für eine funktionierende Arbeitsumgebung, sondern nur als Rettungssystem für beschädigte Systeme gedacht ist. In den nächsten Tagen werde ich eine Suse 9.0 Professional ausprobieren. Die macht hoffentlich weniger Zicken.