[gelöst] signalführende Adern an einem VDSL-Anschluss bestimmen?

  • Du erlebst aber auch immer Geschichten... bitte weiter erzählen, ist ein spannender Krimi!

    Muss ja kein Mader gewesen sein, Mäuse sind auch überall, besonders unter Dachböden.


    Außen am Haus ist auch keine Lösung?

  • Hat man das vor 50 Jahren so gemacht, dass man 2a und 2b gleich vorsorglich an einen Port des Erdkabels anschließt, falls der Kunde später mal einen Faxanschluss dazubestellt?

    Nach meiner Erfahrung eigentlich nicht.

    Ich würde eher mal vermuten, dass da mal ein zweiter Telefonanschluss angeklemmt war.

    Sicher dass da nicht doch der andere Mieter dran hängt? (bzw. bis heute morgen hing :schiel )


    Das Kabel im Heizungskeller kann ja sonst was gewesen sein. Klingel, Türsummer, ...

    Wie können da plötzlich 3 von 4 Adern unterbrochen sein??

    Sicher wissen wir nur, dass 2 Adern jemals angeklemmt waren.


    Bei der Odyssee, die das Kabel im Haus macht, würde ich fast wetten, das es noch irgendwo einen Klemmkasten gibt.

    Nach meiner Erfahrung sitzen die Verbindungen auch gerne hinter Telefondosen oder anderweitig gut versteckt.


    Wobei die Kabel damals nicht wirklich geklemmt, sondern einfach verdrillt und dann isoliert wurden. Das war zumindest hier in der Gegend wohl so üblich.

    Diese Verbindungen neigt, mit der Zeit, natürlich zu Kontaktproblemen.

    Dann brechen die Kabel gerne an der Kerbe, die durch das Abisolieren entstand. Den Fall hatte ich inzwischen mehrfach.


    Es gibt ja Leitungsprüfer, mit denen man ein Signal im kHz-Bereich aufmodulieren kann und dann mit einer Sonde das Kabel abtastet, ohne dass es abisoliert werden muss. Solche Geräte gibt es schon für unter 50 Euro. Taugen die was?

    Gute Frage, einen Anwendungsfall für sowas hätte ich zufällig auch gerade.


    Ich habe so einen Stift von Testo, der berührungsfrei Netzspannung erkennt. Das Ding ist ziemlich akkurat, wenn man genug Abstand zu anderen Kabeln hat.

    Aber Netzspanung auf einem Telefonkabel verbietet sich natürlich...

    Gruss
    SHF


  • So, Rätsel gelöst :)

    Es zeigt sich, dass SHF geradezu prophetische Fähigkeiten hat!


    Gestern meldeten sich die Nachbarn aus der EG-Wohnung, weil deren Telefon nicht mehr funktionierte. Also bin ich nochmal rausgefahren. Ob am APL jetzt ein von mir verursachter Verdrahtungsfehler bestand, will ich nicht beschwören. In einem Fall war beim Lösen des dort verschraubten Kabels nur noch ein sehr kurzes Stück abisolierter Draht zu sehen. Kann sein, dass da erst beim Rausnehmen ein Stück abgebrochen ist. Vielleicht war auch schon vorher kein Kontakt mehr vorhanden. Wie auch immer, ich hatte die Gelegenheit, nun erstmals die TAE-Dose im EG in Augenschein zu nehmen. Und da fiel es mir beim Herausnehmen wie Schuppen von den Augen: Der Sternvierer, der am APL auf zwei verschiedene Ports geschaltet ist, läuft gar nicht durchgehend bis ins DG zu meinen Eltern. Stattdessen geht das komplette Kabel mit 2 Doppeladern ins EG. 1a/1b sind dann an der TAE-Dose angeschlossen. Hinter der Dose sind die vom APL kommenden Adern 2a/2b dann mit einem zweiten unter Putz verlegten Kabel verbunden, das ins DG zu meinen Eltern hochführt. Dabei sind jeweils 2a mit 1a und 2b mit 1b verbunden. Wenn ich also bei meinen Eltern 1a/1b gesehen habe, war das nicht die gleiche 1a/1b-Leitung wie am APL. Und auf 2a/2b konnte ich bei meinen Eltern nie eine Verbindung vom APL herstellen, da diese Adern im EG blind enden.


    Es werden also innerhalb eines Sternvierer-Kabels alle 4 Adern gleichzeitig für zwei verschiedene Anschlüsse verwandt. In den 70er Jahren war das wohl für die damalige Bundespost kein Problem. Da wäre ich aber nie drauf gekommen - ich wunderte mich, dass die Adern 2a/2b am APL überhaupt aufgelegt sind und dachte, das sei vorsorglich für einen evtl. späteren Faxanschluss gemacht worden. Die Leitung zu den Nachbarn glaubte ich an einem anderen Port des APL identifiziert zu haben - das war aber ein stillgelegter Anschluss, der ins ehemalige Jugendzimmer von Nachbars Töchterchen führt.


    Die hinter der TAE-Dose beim Nachbarn vorgenommene Verbindung der vom APL kommenden Adern 2a/2b-Adern auf die zu meinen Eltern führenden 1a/1b-Adern wurde durch Verdrillen der abisolierten Adern durchgeführt. Darüber wurde einfach eine Plastikhülse zur Isolierung gesteckt. Die Verdrillung sah eigentlich stabil aus, aber das Kupfer war tiefdunkel angelaufen. Einen Kabelbruch an einer der beiden Adern, wie von SHF ins Spiel gebracht, will ich nicht ausschließen. Dafür hätte ich eine stärkere Brille gebraucht. Ich habe die Adern neu abisoliert und verdrillt und verlötet. Und dann ein Schrumpfschlauch drüber und mit 400 Grad vom Heißluftgebläse straff geschrumpft.


    Der Router der Nachbarn (IP-basierter reiner Telefonanschluss) synchronisierte zunächst wieder. Als ich den TAE-Stecker abzog, die Blende anschraubte und den TAE-Stecker wieder reinsteckte, wollte er aber nicht mehr synchronisieren, und das gab mir einige Rätsel auf. Schließlich konnte ich nachmessen, dass 1b der Dose nicht am TAE-Stecker rauskam. Tatsächlich war in der TAE-Buchse der Kontakt nicht mehr federnd, sondern tief reingedrückt. Da muss vorher schon ein Wackelkontakt gewesen sein, und vielleicht war das sogar der Auslöser für den Telefonausfall bei den Nachbarn (Duplizität der Fälle?). Zum Glück hatte ich noch eine TAE-Dose zur Hand. Nach dem Wechsel synchronisierte der Router der Nachbarn sofort.


    Die spannende Frage war nun, ob die Verlötaktion das Problem bei meinen Eltern behoben hatte. Und tatsächlich synchronisierte der Router meiner Eltern wieder richtig - und zum ersten mal überhaupt mit voller Geschwindigkeit des gebuchten Anschlusses. Der Download verfünffachte sich auf 50 Mbit/s und der Upload verzehnfachte sich auf 10 Mit/s. In besten Zeiten hatten wir vorher nie mehr als 25 Mbit/s Downstream. Das Hauptproblem, dass ich in drei vor-Ort-Einsätzen nun schon mehrere Stunden versucht hatte zu finden, war also ein Kontaktproblem bei den hinter der TAE-Dose der Nachbarn weiterverbundenen Adern. Wäre nicht der Hilfeschrei der Nachbarn bei mir angekommen (egal, ob nun ein von mir selbst vermurkster APL-Anschluss oder das Kontaktproblem in der TAE-Dose dafür ausschlaggebend war) , hätte ich nie die Gelegenheit bekommen, den Anschluss in der Wohnung der Nachbarn zu inspizieren und dadurch das Problem am Anschluss meiner Eltern zu lösen! Alle potenziellen Marder und Mäuse erhalten einen Freispruch ;)


    Randnotiz: Die dubiose Verdrahtung aus dem letzten Absatz meines Beitrags #13 ist wohl tatsächlich kein Telefonanschluss, sondern vermutlich der Außentemperaturfühler der Heizung. Warum man dafür nun ein Stück der Leitung mit Telekom-Sternvierer Kabel realisiert hat - keine Ahnung.

    VDR1: ACT-620, Asus P8B75-M LX, Intel Core i3-3240, 4 GB DDR3 RAM 1600 MHz, passive Geforce GT1030 von MSI, Sandisk 2TB SSD, 2xWinTV DualHD, Atric-IR-Einschalter. SW: Xubuntu 20.04 auf 64GB Sandisk SSD.

    VDR2: Odroid N2+ mit CoreELEC und Ubuntu in chroot, WinTV DualHD

    VDR3: Tanix TX3 mit CoreELEC und Ubuntu in chroot, WinTV DualHD

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Seltsam () aus folgendem Grund: Upload statt Download

  • Dr. Seltsam

    Hat den Titel des Themas von „signalführende Adern an einem VDSL-Anschluss bestimmen?“ zu „[gelöst] signalführende Adern an einem VDSL-Anschluss bestimmen?“ geändert.
  • Da kann man ja zur erfolgreichen Lösung des Mysteriums gratulieren :) .


    Als Prophet hat man es bei der alten Bundespost übrigens leicht, damals hat man halt noch mit System gearbeitet. Auch wenn es seine Schwachstellen hat. :)


    Den Fall hatte ich, nahezu exakt, schon bestimmt 10 Mal und das nur im Freundes- und Bekanntenkreis.


    Interessanter weise auch fast immer mit dieser extremen Verfärbung der verdrillten Kupfer-Adern.

    Auch in trockenen Räumen, wo man das eigentlich nicht erwarten würde.

    Ich habe irgendwie den Verdacht, das könnte am Material dieser Isolierhülsen liegen.


    Die Kabel lassen sich, nach etwas reinigen mit einen Schleifvlies oder dergleichen, trotzdem noch ganz gut mit Radiolot löten. Manchmal fehlt es ja einfach an Länge um nochmal ab zu isolieren.

    Gruss
    SHF


  • Später haben sich dann die „Pfuscherperlen“ aka Einzeladerverbinder durchgesetzt.


    Hatte mal nen APL, der aus einem Schuhkartongroßen „Kabelknüddel“ mit so 20-30 Stück davon bestand, war nicht so toll :D


    Da hatte der Kunde dann wild seine eigene, interne Verkabelung „integriert“, frag nicht…

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