Hallo catweazle,
hier die Seiten.
Fernseh-PC (c't 20/03, S. 174)
Welche Probleme löst der neue Kernel?
Die im ursprünglichen Kernel unglücklicherweise von Credativ gesetzte Option "CONFIG_IDEDMA_ONLYDISK" ist jetzt abgeschaltet. Das heißt bei der Benutzung des ide-scsi-Moduls zum Brennen von DVDs lässt sich der DMA-Modus aktivieren.
Er erlaubt die Benutzung von nvram-wakeup auch auf Mainboards, bei denen die Konfigurationsbytes jenseits der üblichen Adressen liegen.
Statt einer eigenen Debianisierung der DVB-Treiber bauen die passend übersetzten DVB-Treiber jetzt auf denen aus Debian-Unstable auf. Einige Änderungen gegenüber dem auf den Kernel 2.6 ausgerichteten Paket sind aber nötig, sodass wir vorerst eigene Quellen pflegen.
Es gibt das CDFS-Modul zum Nachinstallieren. Damit ist ein direktes Abspielen von Audio-CDs aus dem VDR mit Hilfe des MP3-Plug-ins (vdr-plugin-mp3) möglich.
Für den Einbau weiterer Plug-ins in den VDR, die auf der alternativen Audio-Schnittstelle ALSA aufbauen, etwa bitstreamout, gibt es fertig übersetzte ALSA-Module; das ist aber nur der eine Teil: Damit Alsa einsetzbar ist, müssen auch die User-Land-Werkzeuge noch für den Debian-Stable-Zweig neu übersetzt werden.
Das Paket mit den DVB-Treibern hat geringfügige Änderungen erfahren: Das Modul für Budget/Nova-DVB-T-Karten (td1004x) sollte jetzt automatisch mitgeladen und entladen werden. Die Firmware-Dateien für DVB-T-Karten (Sc_main.mc und tda1004x.sc) landen jetzt in einem einheitlichen Verzeichnis (/usr/lib/dvb) -- ggf. müssen sie diese dorthin verschieben.
Für die Anpassung weiterer Plug-ins, die auf der alternativen Audio-Schnittstelle ALSA aufbauen, etwa bitstreamout, gibt es fertig übersetzte ALSA-Module; das ist aber nur der eine Teil: Damit Alsa einsetzbar ist, müssen auch die User-Land-Werkzeuge noch für den Debian-Stable-Zweig neu übersetzt werden; wann und ob wir uns selbst darum kümmern, ist im Moment nicht absehbar.
Natürlich bietet der neue Kernel alle Vorzüge eines moderneren Kernels, etwa Unterstüzung für Broadcom-Netzwerkadapter und zahlreiche (Security-)Fixes.
Welche Probleme bringt der neue Kernel?
Viele Patches, die Credativ in den Kernel eingebaut hatte, haben wir weggelassen. Das betrifft unter anderem ACLs und das XFS-Dateisystem, das erst mit Kernel 2.4.24 offiziell zum Kernel gehören soll. Wir meinen aber das beides für einen Videorecorder durchaus verschmerzbare Verluste sind.
Alle, die ein Standard-Debian-Kernel auch berherbergt: Mit Ausnahme der Anpassung des nvram-Moduls entspricht der Kernel der Original-Debian-Version (2.4.23-1).
Wie Sie den neuen Kernel installieren
Der neue Kernel ist über das neue Repository zugänglich. Das heißt, wenn Sie die neue Installationsquelle in die Datei /etc/apt/sources.list eingetragen haben, können Sie von dort auch den neuen Kernel installieren.
Nach dem Aufruf von apt-get update können Sie mit apt-get install kernel-image-2.4.23-ctvdr-3 --dry-run prüfen, ob Ihr System den neuen Kernel erreicht. Wenn das der Fall ist, lassen Sie die Option --dry-run weg und das System installiert den neuen Kernel.
Der alte Kernel bleibt erhalten. Das Debian-Paketmanagement passt freundlicherweise auch die fürs Booten des neuen Kernels nötigen Dateien automatisch an. Das heißt, wenn Sie das System umgehend neu booten, startet der neue Kernel. (Eine Standardinstallation der Distribution vorausgesetzt, also ohne vorgehende Manipulation an Kernel oder Boot-Logik, sprich LILO.)
Aber: Um sicherzugehen, dass Ihr System auch weiterhin startfähig bleibt, falls der neue Kernel auf Ihrem PC Ärger macht, sollten Sie die Konfiguration des Bootloaders LILO anpassen. Ergänzen Sie dazu die Datei /etc/lilo.conf in einem Editor wie folgt:
Hinter dem Abschnitt:
image = /boot/vmlinuz
label = Linux
root = /dev/hda1
initrd = /boot/initrd.img
append = "apm=power-off noapic acpi=off"
read-only
Fügen Sie folgenden ein:
image = /boot/vmlinuz.old
label = Linux.old
root = /dev/hda1
initrd = /boot/initrd.img.old
append = "apm=power-off noapic acpi=off"
read-only
optional
Da wir diese Änderung nach dem Einspielen des neuen Kernels empfehlen, müssen Sie erneut lilo aufrufen, damit der Bootmanager die Änderung wahrnimmt - die Ausgabe sollte so aussehen (ggf. folgen weitere Zeilen, die zum Beispiel Tobias Grimms nvram-wakeup-Pakete ergänzen):
Added Linux *
Added Linux.old
Added Speichertest
Mit diesem Eingriff erhalten Sie die Möglichkeit, beim Systemstart außer dem neuen Kernel (Linux) auch den alten (Linux.old) zu starten. Bei weiteren Kernel-Updates sollte das nicht mehr nötig sein. Das Schlüsselwort "optional" im ergänzten Abschnitt in der lilo.conf-Datei sorgt dafür, dass das Aktualsieren des Loaders auch bei eventuell nicht vorhandenem .old-Kernel klappt.
Noch ein paar Worte zu dem, was die Paketverwaltung beim Einspielen des Kernels im Hintergrund getan hat: Sie hat den neuen Kernel und seine initrd (Init-RAM-Disk) in das Verzeichnis /boot kopiert. Dort hat sie die symbolischen Links initrd.img und vmlinuz vom alten (Credativ-)Kernel auf den neuen umgebogen. Auf den alten Kernel und die alte initrd zeigen jetzt die symbolischen Links vmlinuz.old und initrd.img.old -- die verwendet der Bootloader LILO, wenn Sie ihn wie gezeigt anpassen.
Was Sie sonst noch tun müssen, damit der Videorecorder wieder läuft
Das Aktualisieren des Kernels allein genügt nicht, damit Ihr digitaler Video-Recorder wieder funktioniert. Zusätzlich müssen Sie, je nachdem welche Software auf dem System läuft, weitere Treiber einspielen. Das betrifft nicht nur die DVB-Treiber, sondern auch die für die Fernsteuerung via LIRC sowie die für eine eventuell eingesetzte Hollywood+/DXR3-MPEG-Decoder-Karte. Die Arme der Paketverwaltung reichen leider nicht soweit, dass wir das alles automatisieren könnten.
Die DVB-Treiber installieren Sie durch Aufruf von:
apt-get install dvb-driver-2.4.23-ctvdr-3
Was es sonst noch gibt, erfahren Sie durch Aufruf von:
apt-cache search 2.4.23-ctvdr-3
So finden Sie etwa die LIRC-Module, die Sie mit
apt-get install lirc-modules-2.4.23-ctvdr-3
einrichten lassen können.
Erst jetzt macht es Sinn, das System mit dem neuen Kernel starten zu lassen. Das können Sie zum Beispiel über das Kommando reboot veranlassen. Der neue Kernel ist automatisch als Standard-Kernel in den Loader eingetragen, sodass das System innerhalb endlicher Zeit wieder laufen sollte.
Wenn Sie die DVB- und LIRC-Module für den neuen Kernel mit installiert haben, sollte sich der VDR normal melden und arbeiten. Ein Update des VDR-Pakets oder der Plug-ins ist trotz des Kernel-Wechsels nicht erforderlich.
P.S. Habe mit
die neue c't-CD eingebunden und konnte darüber mein kernel usw. updaten. Ansonsten hätte ich mit meinem 33.6 Modem stundenlang saugen können.
Gruß Sausi