Hallo!
Hier berichte ich mal meine Erfahrungen mit dem Scenic ProNet S von Siemens als VDR. Ich habe den PC vor einigen Monaten online ersteigert und etwa 45 Euro inclusive Porto bezahlt.
Das System:
- Pentium I mit 233 Mhz
- Systemboard: D1025
- Speicher: SD-Ramm, 2 Bänke, maximal 256MB möglich, bei mir momentan 64MB+32MB
- Onbord-VGA von Matrox
- Lan 10/100MBit onboard (Intel Ethernet Pro 100)
- Sound onboard mit Line in, Line out, Mic und Gameport
- PS2-Maus und Tastatur-Anschluss
- 2*USB
- 1*Com-Port und 1*Parallel-Port
- 2 PCI-Steckplätze per Risercard
- 1 Lüfter auf der CPU (ca. 40mm) und 1 Lüfter im Gehäuse (ca. 60mm), wohl beide von Papst
- Platz ist im Gehäuse nur für eine Festplatte (Einbau über Kopf!)
Besonderes:
- winziges Gehäuse
- kann auch senkrecht aufgestellt werden
- sehr leise im Betrieb
- externes Netzteil, d.h. intern befindet nur eine Wandlerplatine
- ein Chipkartenleser ist integriert und anscheinend onbord über einen seriellen Port angeschlossen
- an der Rückseite befindet sich ein Anschluss an dem man extern ein CD-Rom oder eine Festplatte anschliessen kann
- kein Platz für CD-Rom oder Floppy-Laufwerk im Gehäuse, wobei das Bord aber über die entsprechenden Controler-Anschlüsse verfügt
- ein WakeOnLan-Anschluss befindet sich auf dem Board
Vorteile:
Wake on Lan funktioniert, ebenso Wake on Ring, welches im Bios als 'Power on Remote' versteckt ist.
Mit der letzten Bios-Version (PhoenixBios 4.06 - Rel. 1.09.1025 vom 31.05.1999) wird auch meine aktuell verbaute WesternDigital WD450-AA mit 45GB richtig erkannt und automatisch mit PIO4/DMA2 betrieben.
Das Gehäuse ist wirklich sehr klein und kompakt gehalten. Der Lärmpegel ist sehr sehr niedrig obwohl zwei Lüfter verbaut sind. Die Festplatte ist bei Zugriffen die lauteste Komponente.
Ich konnte eine 1.6 FF-Karte von Technotrend verbauen. Daher dürften also normalgrosse PCI-Karten passen.
Der Stromverbrauch sollte gering sein. Ich habe das zwar noch nicht gemessen, aber auf dem externen Netzteil steht max. 65Watt Output Power.
Nachteile:
Die geringe Groesse bringt leider auch Nachteile mit sich. Mehr als zwei DVB-Karten können nicht verbaut werden - ob das Netzteil zwei verkraftet sei mal dahingestellt - und wer ein CAM benötigt, wird wenn ueberhaupt auch nur mit der Version für den PCI-Steckplatz glücklich. (Mangels zweiter DVB-S-Karte und CAM für den PCI-Steckplatz konnte ich nicht testen, ob der Betrieb so möglich ist.) Des weiteren kann man intern nur eine Festplatte und kein CD-Rom oder Floppy-Laufwerk verbauen. (Allerdings kann ich auf die Letztgenannten in meinem VDR auch gut verzichten.)
Ein PCI-Steckplatz teilt sich einen IRQ mit der Onboard-Lan-Karte. Im Bios kann man die IRQ-Verteilung nur unzulänglich beeinflussen, so dass ich auch nach langem probieren keine Konstellation zustandebekam in der kein IRQ-Sharing stattfindet. Der zweite PCI-Steckplatz teilt sich nach meinen Erfahrungen keinen IRQ mit anderen Komponenten.
Zur Temperaturentwicklung kann ich leider nicht viel sagen, da ich den Rechner keinem Dauertest unterzogen habe. Allerdings kommt nur ein ganz schwacher Lufthauch aus der Lüfteröffnung.
Ich habe testweise LinVDR 0.4 und 0.5 installiert. Leider bot das Bord keine vernünftige ACPI Unterstützung. Bei beiden LinVDR-Versionen gab es Fehlermeldungen (u.a.: ACPI: unable to load the system description tables ...) beim Systemstart.
Im Bios gibt es auch keine Option um ACPI zu aktivieren. Hier findet sich nur ein Menüpunkt zu APM. Daher wacht das Bord auch nicht mehr von alleine auf. NVram habe ich nicht ausprobiert, da das mit LinVDR nicht so ohne weiteres momentan geht und der Vortest mit dem Aufwecken durch die "Resume on time" Option im Bios leider auch nicht funktionieren wollte.
Noch kurz zur Leistung als VDR:
Schneiden, DVD erstellen, etc. habe ich nicht getestet. Das lief schon auf meinem anderen Testrechner (AMD-K6-III mit 400Mhz) nicht wirklich flott.
Aber TV schauen, Aufnahmen machen und wiedergeben (auch parallel) sowie das Streamen über LAN (Empfänger war VDR Streamingcontrol unter Win2000) ging eigentlich problemlos.
Fazit:
Meines Erachtens stellt der Scenic ProNet S eine gute Grundlage für einen VDR dar, wenn man mit einer DVB-S-Karte auskommt und auch kein CD-Rom-Laufwerk direkt im VDR benötigt.
Der Rechner ist klein, sehr leise und (wahrscheinlich) nicht stromhungrig.
Das Problem mit dem fehlenden Möglichkeit des selbstständigen Einschaltens für Aufnahmen sollte sich zumindest durch eine Hardware-Wakeup-Lösung in den Griff bekommen lassen.