Hi
Dann will ich mal auch meinen Senf zum Thema HD-DVD, VDR und Linux abgeben:
ACHTUNG: Dies ist ein relativ langer Beitrag. Und er ist nicht ganz frei von persönlichen Ansichten. Aber ich hoffe aber dem wilden Rumgerätsele hier ein paar Fakten in den Weg gestellt zu haben ;).
Hardware Voraussetzungen:
Mindestens 3 GHz Dual-Core CPU, NVIDIA 7600GTX und aufwärts Graka (ATI in etwa selber Leistungsklasse, kenne aber deren Produkte weniger genau).
Das XBOX USB-HDDVD Laufwerk darf ganz offiziell an einen PC angeschlossen werden, und wird als externes DVD-LW erkannt. Unter XP kann man einen Treiber verwenden der bei den Notebooks des wichtigsten HD-DVD Playerherstellers dabei war, um auf dem LW die UDF2.5 Dateien zu Gesicht bekommen (Ich glaube das ist wohl nicht ganz legal). Vista kennt von Haus aus UDF2.5 und kommt ohne diesen Treiber aus.
Ohne den Treiber funktioniert HD-DVD-Wiedergabe mit dem Laufwerk auch, Windows erkennt eine eingelegte HD-DVD dann aber nicht automatisch. Unter Windows laufende HD-DVD-Wiedergabesoftware (Nero ShowTime, PowerDVD Ultra, WinDVD HD) erkennt aber die Disks und kann sie auch ohne den Treiber abspielen.
Codecs:
HD-DVD HD-Videos dürfen mit folgenden Codecs komprimiert werden:
MPEG2, H.264 und VC-1. Ca. 90% der kommerziellen Disks verwenden VC-1 (Microsoftsche Lobbyarbeit scheint sich bezahlt gemacht zu haben).
Audio ist in DTS-HD, DD+ usw. codiert (nagelt mich hier nicht auf die genauen Bezeichnungen fest)
HD-DVDs dürfen auch SD-Videos enthalten, aber dann kann man ja auch gleich eine normale DVD nehmen. Meißtens ist jedoch der Bonus-Content noch in SD.
Kopierschutz:
Die HD-DVDs sind fast alle mit AACS kopiergeschützt. Der Schutzmechanismus wurde noch nicht geknackt, obwohl viele das erfolgreiche Umgehen es dafür halten. Offiziell braucht ein PC-Player einen Host-Key von der AACS-LA. Der kostet einen erheblichen Geldbetrag und ist nur gegen eine rechtliche Vertragsverpflichtung, so viel wie technisch nur möglich zu unternehmen, dass der Host-Key nicht entdeckt wird, zu bekommen. Da dies bei SW selbst auf einer nicht 'offenen' Plattform wie Windows nur sehr schlecht zu bewerkstelligen war, wurde genau so ein Key für das Umgehen des AACS verwendet. Der AACS Schutzmechanismus sieht eine Key-Revocation vor und neuere Disks scheinen schon Gegenmaßnahmen gegen den 'geklauten' Key zu enthalten. Bin aber nicht auf dem Laufenden diesbezüglich und es interessiert mich auch nicht, weil es in jedem Fall illegal wäre. Die Vertragsstrafe für nach außen gedrungene Keys bewegt sich in einem $-Betragsbereich den sich nur ganz wenige mal eben so Leisten könnten. (Bill G. ganz sicher und auch ihm würde es wohl weh tun.)
HD-DVD Menüs:
Es gibt zwei Arten von HD-DVDs. Diejenigen mit 'Standard Content' (nicht mit SD Auflösung zu verwechseln) haben die gleichen logischen Strukturen auf der Disk wie eine DVD. Kommerzielle Standard Content HD-DVDs sind aber eher die Ausnahme (unzuverlässige Schätzung meinerseits: ca. 10% der erhältlichen Titel)
Die Mehrzahl der kommerziellen HD-DVD Disks enthalten so genannten 'Advanced Content'. Die logische Struktur besteht aus mehreren XML-basierten Steuerdateien. Die beschreiben die einzelnen Titel auf der Disks und geben an welche 'Applikationen' in dem jeweiligen Titel aktiv sein dürfen. Die Applikationen sind eine Art animierte Markup-Seite (ähnlich HTML) mit ECMAScript und werden von der HDi-Middleware im Player interpretiert. Ohne entsprechende Playersoftware sind 'Advanced Content' Discs eher 'ungenießbar'. Möglicherweise kann man mit einem UDF2.5 Treiber und einem AACS-Decrypter die einzelnen EVO-Files auf der Disk abspielen, aber das 'ganzheitliche' Erlebnis wird sich dabei nicht einstellen.
Bildwiedergabe:
Zur legalen Wiedergabe der HD-DVD Videos sind auch einige Punkte zu beachten. Dazu werden folgende Faktoren in Betracht gezogen:
- Das Ausgabemedium; analoger oder digitaler Anschluss an den Bildschirm
- Die HD-DVDs können ein 'Image Constraint' und 'Digital Only' Token enthalten. AFAIK sind beide zur Zeit auf keiner kommerziellen Disk gesetzt.
[/list=1] Digitaler Anschluss muss zwingend kopiergeschützt sein. D.h. es muss ein DVI mit HDCP oder ein HDMI Anschluss vorliegen. Ohne so einen Anschluss gilt das selbe, wie wenn das 'Image Constraint' Token gesetzt wäre (siehe bei analogem Anschluss).
Über einen analogen Anschluss ist mit aktuell erhältlichen Disks die volle Auflösung bei der Wiedergabe erlaubt. Dieses ändert sich für Disks die das Image Constraint Token gesetzt haben werden. Dann muss der Player auf die Hälfte der Auflösung runterskalieren. Mit Digital Only Token bleibt der analog angeschlossene Bildschirm dunkel.
Nochmal: aktuelle Disks setzen beide Token nicht, also ist man vorerst mit analog auf der sicheren Seite. Aus eigener Erfahrung zicken die Grakas mit HDMI (oder HDCP) und die daran angeschlossenen Displays (ebenfalls mit HDMI bzw. HDCP) noch ziemlich rum. Dumm stehen diejenigen da, die eine nur DVI-Schnittstelle digital betreiben wollen (-> runterskaliertes Bild).
Noch zu den Auflösungen: zu den HD Auflösungen wird 1280x720 und 1920x1080 gezählt. Kommerzielle Disks sind mehrheitlich in der Auflösung 1920x1080 zu haben.
So und nun zu Linux (VDR) und was dafür gelöst werden muss:
Legale Aspekte:
- Wie kommt man an einen legalen Host-Key ran?
- Eine gültige HD-DVD Spec erwerben, die nur gegen ein NDA und teuer Geld von der DVD-FLLC vertrieben wird.
Technische Aspekte:
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- Das dekodieren der Video/Audio Daten.
- Die Wiedergabe via Hardware-Beschleuniger oder in Software auf dem Monitor.
- Im VDR wäre wohl ein HD-Soft-Ausgabe-Device von nöten oder eine HD fähige FullFeatured Karte. Die muss aber für HDi mindestens 16Bit Farbtiefe bei Overlays unterstützen. Am besten 24Bit denn normale PNGs, JPEGs usw. dürfen im Markup verwendet werden. Und es müssen zwei Videoströme parallel angezeigt werden können.
- Eine Implementierung der HDi-Middle-Ware (Die enthält u.A. eine API mit der der Disk Content die Wiedergabe der Disk steuern kann).
- Eine AACS Implementierung. Die AACS Specs sind von der AACS-LA relativ einfach zu bekommen. Die Daten müssen (selbst mit geklautem Key) mit nicht vernachlässigbarer Prozessorpower dechiffriert werden.
Obwohl ich mir eine Lösung für Linux sehr wünsche, sehe ich momentan keinen Weg wie die legalen Aspekte auf legalem Weg gelöst werden können. Allenfalls traut sich ein PC-Software Hersteller eine 'geschlossene' Linux-Lösung anzubieten. Aber in Open Source scheitert es IHMO schon an den geforderten Lizenzbedingungen.
Grüße
Tadi
P.S. und wenn jetzt einer mit BluRay kommt, dann nochmal von vorne lesen, HDi durch Java-VM-basieretes BD-J und MHP ersetzen und BD+ dazu dichten