Die Tage haben mir die Jungs vom DVB-Shop eine “Mystique SaTiX S2 V2 CI Dual” zum Testen und Begutachten überlassen. Da sage ich natürlich nicht nein, und komme der Bitte das gute Stück auf Tauglichkeit zu prüfen und mein Ergebnis (unabhängig davon, wie es ausfällt) zu veröffentlichen, gerne nach. Nachfolgend also meine Erfahrungen mit dieser relativ neuen Karte.
Einigermaßen überrascht war ich, als VDR-Nutzer quasi der ersten Stunde und langjähriger Fan der Technotrend-Karten, von der geringen Größe der Karte. Als Low-Profile-Karte ist die Höhe nur 6,5cm (Oberkante bis Unterkante PCIe-Stecker), und die Länge der Platine gerade mal 10,5cm. Zur Veranschaulichung rechts ein Foto zusammen mit einer TT1300. Damit passt die Karte ganz hervorragend in kleine HTPC-Gehäuse.
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TT1300 und SaTiX-S2 im Größenvergleich
Zu Testzwecken wurde die Karte in einen Rechner mit Low-Profile-Gehäuse, ein Fujitsu Siemens Esprimo E5600, eingebaut. Die Maschine sollte ursprünglich mal Router spielen bei mir, aber angesichts der schnuckeligen Ausmaße, des geringen Verbrauchs und Lautstärke, der doch recht guten Leistung und nicht zuletzt wegen der Low-Profile DVB-Karte überlege ich mir das nochmal. Zusammen mit einer nVidia-Karte gibt das Kistchen einen guten VDR ab. Hier wurde nur eine 7200er aus der Reste-Kiste verbaut. Die beherrscht noch kein VDPAU und damit leider auch kein HD, aber das ließe sich für rund 40EUR ja auch abstellen.
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Esprimo mit DVB- und nVidia-Karte
Die Inbetriebnahme hat sich (jedenfalls für mich) als einfacher als gedacht herausgestellt. Hardaremäßig: einstecken, Stromstecker eines Diskettenlaufwerks anstecken, fertig.
Die Treiber sind noch experimentell und damit händisch zu installieren – wer aber schon mal einen Kernel selbst gebaut hat, wird das auch hinbekommen.
Ich habe den ngene-Treiber von Oliver Endriss verwendet, zu bekommen unter http://linuxtv.org/hg/~endriss/ngene/. Um diesen Treiber verwenden zu können, darf im Kernel das default-DVB nicht aktiviert sein.
Folgende Schritte sind nun notwendig:
hg clone http://linuxtv.org/hg/~endriss/ngene/
cd ngene/
make all
make install
cd /lib/firmware/
wget http://www.digitaldevices.de/download/ngene_15.fw
modprobe ngene
Danach wurden bei mir die Treiber korrekt initialisiert und die beiden Tuner-Devices zur Verfügung gestellt:
nGene PCIE bridge driver, Copyright (C) 2005-2007 Micronas
ngene 0000:02:00.0: PCI INT A -> GSI 20 (level, low) -> IRQ 20
ngene: Found Mystique SaTiX-S2 Dual (v2)
ngene: Device version 1
ngene 0000:02:00.0: firmware: requesting ngene_15.fw
ngene: Loading firmware file ngene_15.fw.
DVB: registering new adapter (nGene)
LNBx2x attached on addr=a
DVB: registering adapter 0 frontend 0 (STV090x Multistandard)...
stv6110x_attach: Attaching STV6110x
LNBx2x attached on addr=8
DVB: registering adapter 0 frontend 0 (STV090x Multistandard)...
stv6110x_attach: Attaching STV6110x
Alles anzeigen
Und voilá, VDR zeigt Bild.
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Nachdem ich die Karte im Esprimo kurz angetestet hatte, bin ich die letzten Tage ins kalte Wasser gesprungen und hab sie in meinem Produktivsystem gegen die bisherige Kombination aus Hauppauge WinTV-Nova-HD-S2 und TT S2-1600 augetauscht. Die beiden liefen an sich recht gut, nur mit manchen 1080i-Kanälen hatte die Nova Probleme.
Die Karte in Betrieb zu nehmen hat dann doch, trotz erfolgreichem Einsatz im Esprimo, Probleme bereitet.
VDR neueren Datums kommen mit den beiden Tunern auf Anhieb zurecht – mein liebgewonnener (weil heftig gepatcht und an meine Wünsche angepasst) VDR 1.7.0 aber nicht – nur ein Tuner wurde genutzt.
Ein bisschen Recherche ergab dann die Lösung; das Kernel-Modul mit dem richtigen Parameter laden, und es stehen zwei DVB-Devices zur Verfügung:
Die darauffolgenden Tage liefen, bis auf eine Ausnahme (dazu gleich), unspektakulär unproblematisch
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Ein feines Antec Fusion Remote Kleidchen für die Karte
Die Aufnahmen klappen, alle Kanäle werden empfangen (auch die 1080i-Kanäle), die Umschaltzeiten sind schneller als bei der alten Kombi, und selbst der Empfang scheint besser zu sein, denn bei Gewitter gerade hatte ich noch Bild und mein Nachbar mit zwei Nova-S2 nicht mehr – das mag jetzt aber auch Zufall sein.
Einziger Wermutstropfen: der Rechner fährt nicht mehr korrekt runter. Der Shutdown funktioniert soweit korrekt, jedoch wird, wenn die Karte im Rechner steckt, offenbar das Ausschalt-Kommando ignoriert. Der Rechner schaltet sich also nicht ab, und fährt daher auch beim nächsten Timer auch nicht hoch.
Ich bin nicht der einzige mit dem Problem, und so wie es aussieht liegt es an der onboard-Geforce die die ION-Boards und mein Asus haben.
Bis dieses Problem gelöst ist bleibt der VDR also dauerhaft an.
Andere haben es mit einem Reboot eines Poweroff-Kernels umgangen, für diese Lösung bin ich aber noch nicht verzweifelt genug.
Zu guter letzt wollte ich noch die Temperaturen messen, heute war ein sonniger Tag mit 27°C Aussentemperatur. Wie auf den Fotos zu sehen ist, strotzt das Gehäuse ja vor riesigen Kühlkörper und Lüftern. Erwartungsgemäß war die Temperatur im Gehäuse nirgends über Zimmertemperatur – auch nirgends an der Karte. Ich erspare mir daher ein Foto davon. Freunde kühler und/oder beengter Systeme sind mit dieser Karte also gut bedient.
Fazit: Der Betrieb mit der Karte bedeutet einen großen Schritt nach vorn für mich. Zwei Tuner, vergleichsweise geringer Stromverbrauch und damit Hitzeentwicklung, problemloser Betrieb, geringe Größe und eine Unterstützung durch die Community machen das Produkt attraktiv.
Offenbar bestehen noch manche Probleme, bei manchen Usern scheint die Karte nicht ganz rund zu laufen, auch der Shutdown-Verweigerer mit nVidia-Onboard-Grafikkarten zusammen ist ärgerlich. Diese Symptome deuten aber für mich auf Treiber-Probleme hin, ich bin aber zuversichtlich dass die Entwickler das früher oder später im Griff haben werden.
Ich werde Sie jedenfalls weiter einsetzen
Ich werde meinen VDR auf dem VDR-Camp 2010 dabeihaben, natürlich mit dieser Karte.
Wer das also mal im Betrieb sehen will, ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen