Japan-Diskussionsthread

Hi joker4791,

Genau meine Meinung. Als erstes müssen die veralteten stromfressenden Technologien weg.

decembersoul,
Du triffst es genau. Es ist kein, aber auch nicht ein bisschen Interesse da, etwas grundlegend zu ändern. Die Giganten haben praktisch das Monopol Geld zu drucken. Ich würde auch alles dran setzen, dass es so bleibt.

Hier schrieb jemand es wäre noch nichts passiert.
Wird es aber noch. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Und wenn dies passiert wird es sicher den letzten Vorfall in Tschernobyl bei weitem übertreffen. Schaut euch doch bloß mal die räumliche Nähe der einzelnen Reaktoren an.

Peter

Zitat

Original von mk75
Bei Reichelt sind die Geigerzähler ausverkauft.

kein Witz, gestern hatte ich bei ebay nach Geiger-Müller-Zählrohren geschaut, noch bekommt man die per Sofortkauf für 20-30 Euros. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Sowas wollte ich eigentlich immer schon mal bauen, bin aber immer wieder davon abgekommen.

Zum Thema:

Angst macht mir der Fakt, das so vermeintlich banale, absolut beherrschbare Szenarien bzw. Dinge die vor dem Ereigniss als "nicht möglich/ nicht eintretbar" abgetan wurden, zu GAUs oder Super-GAUs geführt haben.

Tschernobyl - 26. April 1986 - dort wollte man nach Abschaltung des Reaktors bei Wartungsarbeiten testen, ob nicht die kinetische Energie der auslaufenden Turbine den Strom zur Weiterkühlung erzeugen könnte, bis das Notstromaggregat voll einsatzbereit ist. Das Experiment hätte funktionieren müssen, daran gab es bis dahin keinerlei Zweifel. Die Folge von vielen kleinen Fehlern führte dann zum GAU

Three Mile Island - 28. März 1979 - dort hatte ein Techniker einen Luftschlauch mit einem Wasserschlauch verwechselt und so Wasser in die pneumatische Steuerung gelassen. Dadurch fielen die Pumpen aus und es kam zur Kernschmelze

Lubmin - 7. Dezember 1975 - dort wollte ein Ausbilder seinem Lehrling zeigen, wie elektrische Baugruppen überbrückt werden. Dabei kam es zu einem Kurzschluss im Trafo und dann zum Kabelbrand und zum Ausfall der fünf Hauptmittelkühlpumpen. Der Vorfall wurde damals der INES als Störfall der Kategorie 4 übermittelt, später dann auf 3 zurück gestuft. Glücklicherweise ist dieser beinahe GAU durch das unkonventionelle Herstellen von Provisorien ohne Folgen geblieben, sonst würde ich das hier nicht schreiben können. Immerhin konnte wir den Meiler gut mit bloßem Auge von Rügen aus sehen.

Und so könnte ich sicher noch etliche Seiten weiten schreiben...

Gruß Fr@nk

Zitat

Original von pixelpeter
Wird es aber noch. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Und wenn dies passiert wird es sicher den letzten Vorfall in Tschernobyl bei weitem übertreffen. Schaut euch doch bloß mal die räumliche Nähe der einzelnen Reaktoren an.

Das wiederum ist bloße Panikmache.
Nebenbei bemerkt war in Tschernobyl der nächste Reaktor direkt neben dran. Also noch näher als hier. Aber das nur am Rande.

@HH-Maus:
Ich habe im Bild das Containment markiert.
Ab dem Bild ist auch gut zu erkennen, das das fehlende Gebäudedach nur recht dünn ist und nicht auf Belastbarkeit kontruiert.

HH_Maus

Zitat

So, und nun pumpen sie um den Reaktor in das Containment Wasser, um diesen von Außen zu kühlen. Was aber, wenn es nicht reicht, wenn die geschmolzene Masse sich trotzdem durch den Stahlmantel frisst und in Kontakt mit dem Wasser kommt?

nichts zu unternehmen wäre grundsätzlich falsch; mit dem Wasser im Containment wird versucht, die Wärme von dem Gefüge Brennstäbe/Stahlmantel abzuführen. Die Brennelemente glühen ohne Kühlung mit ca. 2000° - Stahl schmilzt ab 1200° - wahrscheinlich handelt es sich hier um speziell vergüteten Stahl, der erst bei 1500° schmilzt.
Wenn Du aus einem Blatt Papier einen Behälter formst und mit Wasser füllst, kannst Du mit einer Kerze das Wasser bis zum Siedepunkt erhitzen bis es vollkommen verdampft ist - erst dann verbrennt der Behälter aus Papier.

in Harrisburg hat das damals geklappt - allerdings fand man dann den halben geschmolzenen Kern auch im Containment.

Was mir in der ganzen Berichterstattung fehlt, ist die Erwähnung, daß die Notabschaltung durch das Erdbeben bereits automatisch ausgelöst wurde.
Nur schaltet ein Reaktor dann nicht ab, sondern die Kernspaltung klingt langsam ab und die Wärme muß danach (imho) 6 Wochen lang noch abgeleitet werden - und das ist hier das Problem. Wenn die sekundäre Kühlung ausfällt, steigt der Druck im Primärkreislauf an - Dampf leitet die Wärme wesentlich schlechter und wenn die Brennstäbe zum Teil frei liegen, beginnt die Verschmelzung. In der Folge heizt der Kern sich wieder mehr auf und die Reaktion (Kernspaltung) vermehrt sich auch wieder - bis der Brennstoff keine Reaktion mehr zuläßt. Wenn der Kern die primäre Hülle (Stahlmantel) verläßt, kann man nur noch hoffen, daß die Betonwanne (Containment) ihn aufhält - und dazu muß man versuchen, ihn weiterhin zu kühlen. Wenn ich mich recht erinnere, gab es in Tschernobyl kein Containment - deswegen mußte man auf trockenen Untergrund hoffen, das Wasser entziehen und großzügig zubetonieren...

Zitat

Original von HTPC-Schrauber

Das wiederum ist bloße Panikmache.

Full Ack.

Dazu kommt noch, dass der Tschernobyl-Reaktor mit Graphit-Stäben statt mit Wasser moderiert wurde. Diese Graphit-Stäbe haben angefangen zu brennen und die radioaktive Asche wurde in höchste Atmosphären-Schichten transportiert. Erst dadurch war diese weiträumige Verteilung möglich geworden. Mit Wasser als Moderator kann das nicht passieren. Das hätte man in den vergangenen Tagen auch mitbekommen können, wenn man etwas aufgepasst hätte.

Gerald

Habe gerade den Artikel auf spiegel.de gelesen wo behauptet wird das man 7 Meiler in Deutschland sofort abschalten könnte.

Nach meinem Wissensstand ist es so das ein Kraftwerk seine erzeugte Energie auch loswerden muss und nicht einfach in die Luft pustet.

Das heißt das Deutschland, wenn es 140 Gigawatt erzeugt und selber nur 82Gigawatt verbraucht, den Rest sicher ans Ausland verkauft.

Wenn man diese Differenz nicht mehr erzeugen würde, dann würde man das Ausland z.B. nicht mehr mit Strom versorgen.

Was natürlich zur folge hätte das dort Strom fehlt und dieser auf eine andere weise erzeugt werden muss. Wie das passiert, darauf hat man dann keinen Einfluss.
Ich bin mir nicht sicher ob das der Ideale Weg ist.
Vor allem nicht wenn man das von heute auf Morgen macht,

Zitat

Das wiederum ist bloße Panikmache.

Naja wenn man da wohnt sieht man das siecher anders und wenn es rappelt dann dort prozentual schlimmer als in Tschernobyl sa wiohnt ja fast keiner (mehr).

Interessant finde ich wie unsere Politiker bei solchen Katastrophen wieder dierekt umfallen.
Beim Beschluß das "wider Erwarten" Atomkraft uns länger erhalten bleibt war alles supi sicher und plötzlich muss hier und da noch mal was nachgesehen werden.
Hat irgendwas von schlechtem Gewissen und stimmt nicht gerade vertrauenswürdig.

Ich wünsche mir Merkel und die anderen korupten Politiker dort hin
um sich das Elend mal aus der Nähe anzusehen.
Anders kommt man den Lobbyisten doch nicht mehr bei.

Wie war es noch gleich aus Fehlern lernt man, dumme aus den eigenen und die klugen lernen aus den Fehlern die andere gemacht haben.

Gruß N!ce

Hi,

Zitat

Original von decembersoul
Wenn man diese Differenz nicht mehr erzeugen würde, dann würde man das Ausland z.B. nicht mehr mit Strom versorgen.

Das heisst ja nicht, dass man die Energie nicht mit konventionellen bzw. regenerativen Kraftwerken erzeugen könnte. Wie ich oben schon mal schrieb, hat Deutschland riesige Überkapazitäten in der Energieerzeugung.

Zitat

Original von decembersoul
Nach meinem Wissensstand ist es so das ein Kraftwerk seine erzeugte Energie auch loswerden muss und nicht einfach in die Luft pustet.

Das ist korrekt. Die Schweizer z. B. verdienen sich eine goldene Nase damit, nachts den deutschen Atomstrom aufzukaufen und in Pumpspeicherseen zu speichern, um ihn zu Spitzenlastzeiten zu entsprechenden Preisen wieder zu verkaufen.

Grüße joker

Zum Thema Japan ist das hier sehr lesenswert: http://www.kalzumeus.com/2011/…-on-the-japan-earthquake/

Ich finde dieser Bericht beschreibt auch für Laien verständlich was dort passiert ist.

http://www.eike-klima-energie.…nfach-und-genau-erklaert/

Ich seh' die Konsequenzen aber nicht so blauäugig. Vielleicht bin ich aber auch nur Pessimist.

und pro7 sendet die simpson folge, wo homer plutonium als dünger einsetzt.
und wenig daneben.

Und lustigerweise auch noch stellenweise falsch. *g*

>> Kernbrennstoff ist Uran-Oxid.

Reaktor 3 wurde angeblich seit Ende 2010 mit MOX betrieben, also wiederaufbereitetem Material, welches auch Plutonium enthält. Interessant auch, dass der Unterschied zum Druckwasser Reaktor mal eben übergangen wird. Und ob ein 1969 gebautes akw schon nen Core-Catcher hat? Hmm..., da würde ich gern ne Quelle dazu sehn. Dessen Fehlen ist einer der Kritikpunkte an alten AKWs..

Und falls wirklich die Ummantelungen der Brennstäbe schmelzen, dann lässt sich die Zerfalls-Reaktion nicht stoppen - dann heißt es abwarten, kühlen und beten..

Der Artikel ist ja gut fundiert geschrieben.

Aber zwei große Schwachstellen habe ich aus gemacht:

1. was vorher schon wirbel geschrieben hat. Uran-Oxid wurde nur noch in Block 1 eingesetzt.
2. woher will man denn wissen, ob alle Schutzhüllen nach dem schweren Erdbeben so noch intakt sind. Wie der Artikelschreiber schon sagt ... geplant für Erdbeben bis 8,2 ... es war aber 9,0 ... und dann kommt das Alter der Bausubstanz dieser AKWs als Unsicherheit-Faktor obendrauf.

Damit sind für mich dessen Aussagen rein hypothetisch ... er kann ja nicht reingeschaut haben ... und die Techniker vor Ort können z.Z. sicherlich auch nicht bis in den Reaktorboden reinblicken ... das wäre sicherlich derzeitig sehr gesundheitsschädlich.

[quote]Original von decembersoul
Habe gerade den Artikel auf spiegel.de gelesen wo behauptet wird das man 7 Meiler in Deutschland sofort abschalten könnte.[quote]

Da bin ich auch drüber geflogen, aber das ist auch ne wüste Theorie in meinen Augen. Zumal AKWs einigermaßen träge sind, die laufen also einfach durch. Damit nimmst du 7 Baseload-Kraftwerke aus dem Netz raus, die ggf. durch etwas anderes ersetzt werden müssten.

Wenn du jetzt GUD-Kraftwerke aufbaust, mit das sauberste was mit fossilen Brennstoffen zu machen ist, dann haben da die Betreiber auch wieder keinen "Bock" drauf, die im Grundlastbetrieb laufen zu lassen. Damit verdienen die viel zu wenig.

Und für große Kohle-Blöcke wie Niederaußem oder so fehlt auch häufig die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Der Nachteil der regenerativen Energie ist, dass sie aufgrund des dezentralen Ansatzes nicht sonderlich gut zu unserer Infrastruktur passt.

Und wenn man jetzt mal schaut, dass du nicht einen Freiwilligen findest, der seinen Acker hergibt für eine neue Hochspannungsleitung (oder so ein Windrädchen), dann dauern Erneuerung/Ausbau einfach Jahrzehnte.
Das ist für mich eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft: zu viele Leute sind viel zu oft gegen etwas, selbst wenn es die grünste aller Technologien ist.

Naja, wir werden sehen. Erst mal hoffen, dass nicht direkt 3 oder 4 Reaktoren durchgehen, und sich die Katastrophe begrenzt. Momentan bin ich ja alle 2h geschockt wenn ich auf's Handy gucke, eine Hiobsbotschaft nach der anderen...

Mein Tischnachbar hier aus'm Büro ist am Samstag noch nach Südwest-Japan geflogen, oh man...

Gruß,
Marcus

Und es sind fünf Arbeiter verstrahlt worden, aber es ist ja nichts passiert. Ob die ihre Japanische Besonnenheit behalten würden wenn einer meiner Vorredner es ihnen ins Gesicht sagen würde. Wenn da nicht mal einer an sein Diplom gekommen ist wie Guttenberg an seinen Doktortitel.

Gruß Dirch

Hi,

Zitat

Original von marcuszurhorst
Wenn du jetzt GUD-Kraftwerke aufbaust, mit das sauberste was mit fossilen Brennstoffen zu machen ist, dann haben da die Betreiber auch wieder keinen "Bock" drauf, die im Grundlastbetrieb laufen zu lassen. Damit verdienen die viel zu wenig.

Dank des Handels mit "Verschmutzungsrechten" wird ja genau das Gegenteil passieren: wie ich ober schon schrieb, ist das modernste GUD in Europa mit 58%el. und 85% therm., in Mainz, nie in Betrieb gegangen, sondern es wurde kurz nach Fertigstellung wieder abgerissen zugunsten eines Kohlekraftwerkes, kurz nach den Entscheidungen zum Emissionshandel Ende der 90er. Die Politik befindet sich schon seit Jahrzehnten total auf dem Holzweg, was die Energiepolitik angeht, der Lobbyarbeit der großen Energieunternehmen sei Dank ...

Grüße joker

Zitat

Original von Dirch
Wenn da nicht mal einer an sein Diplom gekommen ist wie Guttenberg an seinen Doktortitel.

Und die Strahlung um die AKWs steigt ...